Thomas Melle (* 17. März 1975 in Bonn) ist ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer.
Leben
Thomas Melle wuchs in Bonn auf und besuchte das Aloisiuskolleg in Bad Godesberg bis zum Abitur.[1] Danach studierte er Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Tübingen, der University of Texas at Austin und der Freien Universität Berlin; er schloss dieses Studium 2004 mit einer Magisterarbeit über William T. Vollmann ab, den er auch übersetzte. Seit 1997 lebt er in Berlin.
Melle ist Verfasser von erzählerischen Werken und Theaterstücken, daneben übersetzt er aus dem Englischen. 2006 nahm er am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. 2008 erhielt er den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis und 2009 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Melles Roman Sickster[2] wurde für den Deutschen Buchpreis 2011 nominiert. Sein 2014 erschienener Roman 3000 Euro stand 2014 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Die Protagonisten des Romans sind ein Obdachloser und Flaschensammler, von dem die Bank 3000 Euro fordert, und eine Kassiererin, die Amateurpornos dreht. In diesem Roman wollte der Autor „dem bürgerlichen Familienroman etwas entgegensetzen“.[3] Die Rezensionen und die Nominierung gaben ihm recht.[3]
Sein im August 2016 erschienenes Werk Die Welt im Rücken, in dem Thomas Melle seine bipolare Störung thematisiert, gelangte erneut auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Eine Dramatisierung des Werkes wurde im März 2017 vom Wiener Burgtheater zur Uraufführung gebracht. Es inszenierte Jan Bosse, es spielte Joachim Meyerhoff.[4] Eine Hörbuchfassung gelesen vom Autor erschien im gleichen Jahr.
Im Oktober 2018 erlebte an den Münchner Kammerspielen das Theaterstück Unheimliches Tal / Uncanny Valley seine Uraufführung, das Melle in Zusammenarbeit mit Stefan Kaegi von der Theatergruppe Rimini Protokoll entwickelte. Alleiniger Darsteller ist dort ein dem Äußeren des Autors nachgebildeter humanoider Roboter, der über existenzielle Fragen von Identität und Repräsentation reflektiert.[5]
In der Debatte um die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke 2019 kritisierte Melle den Stil der Debatte. „Twitter, das den Puls der Meinungsmache vorgibt, richtet die Inhalte einfach auf diese Weise zu, formatiert sie in toxische Fetzen und süffisante Häppchen.“[6] Alexander Cammann sieht in Melles Beitrag eine scharfe Medienkritik und die Demaskierung der Mechanismen des jungen Mediums Twitter.[7]
Melle ist Alumnus der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Zitat
„Innerlich rase ich, bin Tragödie und Comic in einem, Hulk und Hybris, unter diesem friesischen Meereshimmel.“
– Thomas Melle: Die Welt im Rücken, S. 138
Auszeichnungen
2006 Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung (für Huren für Gloria von William T. Vollmann)
2008 Förderpreis zum Bremer Literaturpreis
2009 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler
2011 Longlist beim Deutschen Buchpreis mit Sickster
2011 Franz-Hessel-Preis für Sickster; zusammen mit der französischen Autorin Céline Minard[8]
2014 Shortlist beim Deutschen Buchpreis mit 3000 Euro
Thomas Melle:Nobelpreis für Peter Handke: Clowns auf Hetzjagd. ISSN0174-4909 (faz.net[abgerufen am 22.Oktober 2019]).
Alexander Cammann: Schauprozess mit bunten Socken? Der Autor Thomas Melle kritisiert den Stil der Handke-Debatte. In: Die Zeit, 24. Oktober 2019, S. 55. (Onlineversion; abgerufen am 26. Oktober 2019)
Deutsch-französischer Literaturpreis vergeben. In: Saarbrücker Zeitung (Kultur) vom 9. Dezember 2011, S. B4
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