Walther Hinz (* 19. November 1906 in Stuttgart; † 12. April 1992 in Göttingen) war ein deutscher Iranologe, Linguist und Hochschullehrer.
Nachdem er zuerst Journalismus studierte, wandte er sich an der Universität Leipzig der Geschichte Osteuropas und der Orientalistik zu. Zu weiteren Studien ging er nach München und Paris. 1930 promovierte er in Leipzig mit dem Thema: Kulturgeschichte Russlands unter Peter dem Großen. Seit 1932 arbeitete Hinz für das Reichswehrministerium, das ihn 1934 zum Referenten für Wehrwissenschaft ernannte.[1] Nach der Machtergreifung wandte Hinz sich dem Nationalsozialismus zu. Er wurde Mitglied der SA (1933–1934), der NSDAP (seit 1937) und des NSDDB.[2]
1934 habilitierte Hinz sich an der Berliner Universität für das Fach Islamwissenschaft. Von Mai 1934 bis 1937 war er als Referent im neu gegründeten Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung tätig.[1] 1936 unternahm er eine Forschungsreise in den Iran, wurde 1937 an der Universität Göttingen Ordentlicher Professor für Geschichte des Nahen Ostens und forschte abermals im Iran. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in der Wehrmacht und arbeitete 1942 bis 1945 für die Gegenspionage in der Türkei.
1945 wurde Hinz entlassen. 1945/46 war er in Internierungshaft.[1] Er lebte von Übersetzungen und arbeitete von 1950 bis 1957 als Schriftleiter beim Göttinger Tageblatt. Ab 1957 konnte Hinz erneut als Hochschullehrer tätig werden – nach "gründlicher Abkehr von einstmals vertretenen Positionen" (so der Nachruf der Universität Göttingen). Bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Ordinarius für orientalische Philologie und Direktor des Seminars für Iranistik an der Universität Göttingen. 1958, 1961 und 1963 unternahm Hinz jeweils Ausgrabungen im Iran. Seine Emeritierung erfolgte 1975. 1976 verlieh ihm die Universität Teheran den Titel eines Ehrendoktors.
Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer trat Hinz seit den 1960er Jahren als Exponent des Geistchristentums hervor. Als führendes Mitglied der "Geistigen Loge Zürich" verfasste er zahlreiche Publikationen, die teilweise beträchtliche Auflagen erzielten.[3]
Zu Beginn seiner Forschungen befasste sich Hinz mit der islamischen Zeit Persiens, den seldschukischen und safawidischen Perioden und dem Einfluss der turko-persischen Beziehungen auf die Entwicklung der persischen Identität. In den dreißiger Jahren erarbeitete er in Zusammenarbeit mit mehreren jungen Orientalisten eine Übersetzung der Amoenitates exoticae des Persien-Reisenden Engelbert Kaempfer aus dem späten 17. Jahrhundert. Sein Interesse am Iran der Gegenwart bezeugt ein Reisebericht aus dem Jahre 1938 sowie die Erarbeitung eines neupersischen Sprachführers, der mehrere Auflagen erlebte.
Später wandte Hinz sich den vorislamischen Kulturen der Achameniden und Elams zu. In seinen Beschreibungen der Kulturen berücksichtigte er die kulturellen, linguistischen und wirtschaftlichen Aspekte neben den historischen und archäologischen Fakten. Sprachwissenschaftlich bedeutsam sind seine Arbeiten über die altpersische Sprache sowie seine Forschungen zum Elamischen. Auf der Grundlage der Untersuchung von ca. 25.000 Keilschrift-Tafeln veröffentlichte er ein elamisches Namensverzeichnis und Wörterbuch mit mehreren tausend Einträgen.
Hinz war nicht nur ein ausgesprochen vielseitiger historisch und sprachwissenschaftlich arbeitender Iranist, er bearbeitete auch orientalistische Themen außerhalb seines eigentlichen Fachgebiets. Dazu gehören etwa seine Arbeiten über islamische Maße, Gewichte und Münzen oder der späte Aufsatz über die für die Geschichte des Alphabets bedeutsamen altsemitischen Sinai-Inschriften.
Als vielseitiger Forscher genoss Hinz internationale Anerkennung. Die Zarathustra-Monographie von 1961, die für die Spätdatierung der Wirksamkeit des altiranischen Propheten (7./6. Jh. v. Chr.) eintritt und eine philologisch begründete Übersetzung der Gathas enthält, lässt an einigen Stellen neben einem historischen und philologischen auch ein religiöses Interesse am Gegenstand erkennen, etwa wenn Hinz für die Echtheit der Prophetie Zarathustras eintritt.
Friedrich Carl Andreas (1903–1920) | Walther Hinz (1937–1945) | Hans Heinrich Schaeder (1945–1957) | Walther Hinz (1957–1975) | David Neil MacKenzie (1975–1994) | Philip G. Kreyenbroek (1996–2017) | Eva Orthmann (seit 2018)
Personendaten | |
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NAME | Hinz, Walther |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Iranologe, Linguist und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 19. November 1906 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 12. April 1992 |
STERBEORT | Göttingen |