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Das Furlanische, auch Friaulisch oder Friulanisch genannt (furlanisch furlan, italienisch friulano), ist eine romanische Sprache. Furlanisch wird im italienischen Friaul von etwa 600.000 Menschen gesprochen und ist dort als regionale Amts- und Schulsprache anerkannt. Es wird als Literatursprache genutzt.

Friaulisch, Friulanisch, Furlanisch

Gesprochen in

Italien Italien
Sprecher 600.000[1] (2015)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Als Minderheitensprache in Italien offiziell anerkannt (nach Gesetz 482/1999)
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

fur

ISO 639-3

fur

Nach einigen Forschern bildet das Furlanische mit dem (Dolomiten-)Ladinischen und dem Bündnerromanischen die Gruppe der rätoromanischen Sprachen. Diese Theorie ist jedoch bis heute sehr umstritten (siehe Questione Ladina).

Fast alle Sprecher des Furlanischen beherrschen auch die italienische Sprache.

Auch die in der Gegend von Görz lebenden Slowenen und die Angehörigen der kleinen deutschsprachigen Minderheit im Friaul nutzen mehrheitlich Furlanisch als Zweit- oder Drittsprache neben Slowenisch oder Deutsch und Italienisch.


Geschichte


Die Ursprünge des Friaulischen sind äußerst unklar. Ein Streitpunkt ist dabei der Einfluss des um Aquileia gesprochenen Lateins; von einigen Seiten wird behauptet, dass diverse Merkmale später ins Friaulische übernommen wurden. Allerdings weisen die in dieser Gegend gefundenen Inschriften lediglich auf Abweichungen vom Standard-Latein hin, von denen die meisten im restlichen Römischen Reich ebenfalls geläufig waren. Die ersten Einwohner Friauls waren nach Norditalien eingewanderte keltische Karnier, daher war in der Region bis zur Ankunft der Römer im Jahr 181 v. Chr. eine Varietät des Keltischen am weitesten verbreitet. Der Anteil des keltischen Substrats am modernen friaulischen Wortschatz ist gering; lediglich die Ortsbezeichnungen lassen oft keltischen Ursprung erkennen (z. B. Ortsnamen auf „-acco“ oder „-icco“). Der Einfluss des Langobardischen ist ebenfalls sehr gering, woraus geschlossen werden kann, dass sich das Friaulische um das Jahr 1000 entwickelte, etwa zur selben Zeit wie andere Dialekte, die sich vom Standard-Latein abspalteten (siehe Vulgärlatein). Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen des Friaulischen sind in Verwaltungsakten des 13. Jahrhunderts zu finden. Diese Aufzeichnungen tauchen im folgenden Jahrhundert häufiger auf, als auch erste literarische Zeugnisse in Erscheinung treten (so z. B. die „Frammenti letterari“).


Mittelalterliche Sprachstruktur


Wie das Altfranzösische und das Altokzitanische kannte das Altfriaulische eine Zweikasusflexion. Diese hatte einen Fall für den Nominativ und einen weiteren für alle weiteren Kasus. Dadurch ergab sich folgende Opposition:

Zweikasusflexion
Kasus Singular Plural
Casus Rectus murs mur
Casus Obliquus mur murs

Im Altfranzösischen sah die Opposition Rectus vs. Obliquus analog aus: murs/mur „die Mauer“/„die Mauern“ (Nominativ), mur/murs „der Mauer“/„den Mauern“ (Dativ). Das Friaulische des 14. Jahrhunderts ähnelt im Wortschatz noch stark dem Lateinischen und ist in Texten wie dem Quaderno di Foncasio da Gemona (1336–37) stark latinisiert. So finden sich hier Formen wie ego für neufriaulisch jo (dt. „ich“), filius für neufriaulisch fi (dt. „Sohn“) oder die für neufriaulisch di (dt. „Tag“). Der Wandel a→e ist ebenfalls noch nicht vollzogen, so finden sich etwa Formen wie glesia, chasa für neufriaulisch glesie, cjase („Kirche“/„Haus“). Der Artikel lautet häufig lu und im Plural li, wo heute im Standard il bzw. i stehen. Die für das Friaulische so typische Fusion von Artikel und Präposition zu Artikelpräpositionen ist noch nicht vollzogen. So finden sich etwa im Registro dei Pelliciai di Udine (zwischen 1400 und 1430 verfasst) Formen wie in lo und in lu statt neufriaulisch intal („in dem“, „im“) etc. Die schriftlichen Aufzeichnungen unterstreichen jedoch bereits die Existenz der für das Friaulische typischen Palatalisierung von /k/ vor /a/: altfriaulisch la chasa für neufriaulisch la cjase („das Haus“). Eine ähnliche Palatalisierung findet sich sonst auch im Französischen.

Beispiel für einen altfriaulischen Text (Quaderno di Odorlico da Cividale, 1360 ca., Karte 10r, Abgedruckt in Vicario (2005: 104))

  1. Item si reçeuey ady viij d-auost
  2. di Ugulin a-non di Çuany di
  3. Blas marchis -x- di dinas
  4. in prisinço di ser Çuan nodà

La questione ladina


Der Romanist Graziadio Isaia Ascoli vertrat im Jahre 1871 die Vorstellung von einer Einheit zwischen Ladinisch, Bündnerromanisch und Friaulisch. Dieser Theorie zufolge gehören jene drei Sprachen derselben Familie an, die sich in der Vergangenheit von der Schweiz über Muggia bis nach Istrien erstreckte. Heutzutage lassen sich diese drei Sprachen nur noch als voneinander isolierte Inseln erkennen. Der Sprachwissenschaftler Francescato behauptete darüber hinaus, dass das Venetische bis zum 14. Jahrhundert viele phonetische Merkmale mit dem Friaulischen und Ladinischen gemeinsam hatte.

Die heute am meisten vertretene Meinung ist, dass die oben genannten Sprachen ursprünglich zwar zur selben Familie gehörten, aber sich vor vielen Jahrhunderten bereits auseinanderentwickelten. Außerdem gibt es viele Merkmale, welche von Ascoli als typisch rätoromanisch angesehen wurden, die aber auch in norditalienischen Varietäten vorkommen.

Die Questione Ladina ist bis heute umstritten und hat auch politische Auswirkungen.

Seit 2001 koordiniert die Regionalagentur für die friaulische Sprache die Aktivitäten zum Schutz und zur Förderung der friaulischen Sprache in der Region.


Verbreitung



Italien


Friaulisch wird heutzutage vor allem in den ehemaligen Provinzen Pordenone und Udine sowie in den karnischen Alpen gesprochen. Weit verbreitet ist es darüber hinaus in der ehemaligen Provinz Gorizia und im Osten der Region Venetien. In der Vergangenheit war das Friaulische jedoch noch weiter verbreitet, da es auch in Triest und Muggia gesprochen wurde.


Weltweit


Bis in die 1960er Jahre war Friaul eine Gegend, die von hoher Armut geprägt war, weshalb viele Einwohner nach Frankreich, Belgien und in die Schweiz auswanderten. Außereuropäische Emigrationsziele waren Kanada, Australien, Argentinien, Brasilien, die USA und Südafrika. Dort gibt es auch Gemeinschaften friaulischer Emigranten („Fogolâr furlan“), die ihre Traditionen und vor allem die friaulische Sprache aufrechterhalten wollen.


Literarische Zeugnisse


Die ersten Schriftzeugnisse des Friaulischen reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück und sind meist wirtschaftlicher oder juristischer Natur. Vor allem im verwaltungstechnischen Bereich sind viele Beispiele zu finden, in denen Latein und Friaulisch nebeneinander verwendet wurden. Die ersten literarischen Erzeugnisse bestehen aus Liebesdichtung des 14. Jahrhunderts, welche wohl vom Dolce stil novo inspiriert worden war. Das berühmteste Werk dieser Zeit stellt Piruç myò doç inculurit („Meine süße, farbige Birne“) dar, das von einem anonymen Autor aus Cividale del Friuli um 1380 verfasst worden war.

Originaltext Übertragung in modernes Friaulisch
Piruç myò doç inculurit

quant yò chi viot, dut stoi ardit

Piruç mio dolç inculurît

cuant che jo ti viôt, dut o stoi ardît

Da sich bei der Übertragung nur wenige Unterschiede ergeben, kann man davon ausgehen, dass sich die Sprache nicht über die Maßen weiterentwickelt hat. Abgesehen von obsoleten Wörtern (so z. B. dum(n) lo) hätte ein moderner Friaulisch-Sprecher keine Probleme, dieses Gedicht zu verstehen.

Die zweite wichtige Ära der friaulischen Literatur ist das 16. Jahrhundert, obwohl die Sprache in dieser Zeit als Geschäftssprache durch das venezianische Italienisch verdrängt wurde und ein reformatorisches und daher auch gegenreformatorisches Schrifttum fehlt, wie es für die Rätoromanische Literatur prägend war. Die Hauptgestalt dieser Zeit ist der Autor Ermes di Colorêt; sein Gesamtwerk, in dem er die italienische Kunstdichtung nachahmte, umfasst über 200 Gedichte. Im 19. Jahrhundert blühte die friaulische Literatur parallel zur italienischen Mundartdichtung erneut auf. Bekannt wurde vor allem Pieri Zorut.[2]

Auch Pier Paolo Pasolini schrieb Texte in furlanischer Sprache. 1944 gründete er eine Akademie für die furlanische Sprache, die Academiuta di lenga furlana, aus der Widerstandshaltung gegen den Faschismus heraus, aber auch um dem katholischen Klerus nicht allein den Gebrauch des von der Linken als rückständig empfundenen Dialekts zu überlassen.[3]

Heute gilt als der wichtigste Vertreter der friaulischen Literatur Hans Kitzmüller, der diese auch verlegt und vermarktet.


Phonologie



Vokale


Lange Vokale sind typisch für das Friaulische, was wiederum die italienische Aussprache von Friaulern beeinflusst.

Das Friaulische unterscheidet zwischen kurzen und langen Vokalen, so dass sich aus diesem quantitativen Unterschied Minimalpaare ergeben. Lange Vokale werden durch einen Zirkumflex-Akzent gekennzeichnet.

lat (Milch)
lât (gegangen)
fis (fest, dicht)
fîs (Söhne, Kinder)
lus (Luxus)
lûs (Licht)

Die Varietäten des Friaulischen lassen sich anhand ihres Umgangs mit Langvokalen unterscheiden. So werden in manchen Varietäten besagte Langvokale diphthongiert. Die folgende Grafik stellt vier Wörter aus dem Standard-Friaulischen (pît Fuß, sêt Durst, pôc ein bisschen, fûc Feuer) und ihre Realisation in vier Varietäten dar. Dabei sind Monophthonge blau und Diphthonge gelb gekennzeichnet.

Westen Codroipo Karnien Zentral
sêt [seit] [se:t] [seit] [se:t]
pît [peit] [peit] [pi:t] [pi:t]
pôc [pouk] [po:k] [pouk] [po:k]
fûc [fouk] [fouk] [fu:k] [fu:k]

Konsonanten


Die Aufzählung hier beschreibt die Aussprache der furlanischen Sprache nach der offiziellen Rechtschreibung. Folgende Konsonanten und Konsonantenkombinationen weichen in ihrer Aussprache vom Deutschen ab:

c vor e oder i tsch wie in tschüs []
c sonst k unbehaucht [k]
ch k unbehaucht [k]
cj ähnlich wie tj in tja [c]
ç tsch []
g vor e oder i dsch wie in Dschungel []
g sonst g wie in gut [g]
gh g [g]
gj wie gy im Ungarischen, ähnlich wie dj [ɟ]
gn nj wie gn in Kampagne [ɲ]
h immer stumm
n am Wortende wie n in hinken [ŋ]
p p unbehaucht [p]
r r an der Zungenspitze gerollt [r]
s s stimmlos [s]
s zwischen zwei Vokalen s stimmhaft [z]
’s s stimmhaft [z]
t t unbehaucht [t]
v w wie in Wald [v]
z je nach Wort wie deutsches z, z stimmhaft oder dsch [ts], [dz], []

Doppelkonsonanten (ll, rr etc.), wie sie im Italienischen üblich sind, sind im Friaulischen fast nicht existent.


Grammatik



Morphologie



Artikel

Das Friaulische kennt zwei grammatische Geschlechter, nämlich männlich und weiblich, so z. B. il mûr (die Wand), la cjadree (der Stuhl).

Die Artikel stammen von den lateinischen Pronomen ille und unus:

Bestimmter Artikel
Numerus Maskulin Feminin
Singular il la
Plural i lis

Vor einem Vokal können il und la zu l’ abgekürzt werden. Die manchmal, vor allem in den alpinen Gebieten noch zu hörende Form lu (< lat. illu) für den maskulinen Artikel gilt heute als veraltet, ist jedoch die historisch ältere Form. Auch der unbestimmte Artikel weist im Friaulischen zwei grammatische Geschlechter auf.

Unbestimmter Artikel
Maskulin un
Feminin une

Bei diesen Formen handelt es sich um diejenigen des Standard-Friaulischen. Örtliche Varianten umfassen el (Nordfriaul) oder al (Süd- und Westfriaul) für den bestimmten Artikel maskulin Singular. Es gibt (vor allem im Nordfriaul) darüber hinaus auch noch las oder li anstelle von lis und le anstelle von la. Der Plural des indefiniten Artikels uns, unis (der zum Beispiel auch im Spanischen vorkommt) gilt heute als veraltet.


Substantive

Wie in anderen romanischen Sprachen auch der Fall, teilen sich die friaulischen Substantive in maskuline und feminine auf.


Femininum

Die meisten femininen Substantive enden auf –e. (Dieses –e wird im Gegensatz zum Französischen auch ausgesprochen).

Beispiele

Einige feminine Substantive enden jedoch auf Konsonant, so auch die aus dem Lateinischen abgeleiteten Substantive auf –zion.


Maskulinum

Die meisten maskulinen Substantive enden auf Konsonant oder –i.

Einige maskuline Substantive enden auf –e, wie z. B. sisteme (System) und probleme (Problem); dabei handelt es sich normalerweise um Wörter, die ihre Wurzeln im Altgriechischen haben. Man kann allerdings auch assimilierte Formen wie problem oder system finden.

Gerade heutzutage kann man immer häufiger Lehnwörter aus dem Italienischen antreffen, wie z. B. treno, obwohl das finale –o für das Friaulische äußerst untypisch ist. Viele dieser Wörter übernehmen jedoch den friaulischen Plural auf –s (also trenos). Dieser Trend trifft bei vielen Sprachpuristen auf Widerstand, die darauf bestehen „echte“ friaulische Wörter anstatt der italienischen Versionen zu verwenden. Oft wird das finale –o (als eine Art Mittelweg) schlicht und einfach weggelassen, so dass das Substantiv wieder auf Konsonant endet (tren). Gerade in von Sprachpuristen dominierten Printmedien wird dieser Trend konsequent verfolgt.


Adjektive

Die friaulischen Adjektive weisen Genus- und Numerus-Kongruenz auf, so dass sich für die meisten Adjektive vier Formen ergeben; hier das Beispiel brut (hässlich):

Deklination
Numerus Maskulin Feminin
Singular brut brute
Plural bruts brutis

In nördlichen Varietäten lässt sich auch die Form brutes anstatt der Standard-Form brutis finden. Die Bildung der femininen Form eines Adjektivs folgt einigen nicht immer ganz so einfachen Regeln.


Plural

Substantive auf –e (egal, ob maskuline oder feminine) nehmen die Endung –is an.


Regeln zur Pluralbildung

Bei fast allen anderen Substantiven lässt sich der Plural bilden, indem man –s anhängt.

In einigen friaulischen Varietäten gibt es viele Substantive, deren finaler Konsonant verstummt, wenn das Plural-s angehängt wird. So wird der Plural von gjat beispielsweise wie gjas ausgesprochen, obwohl die Schreibung gjats lautet. Auch Substantive mit finalem –ç (was ähnlich wie das deutsche tsch ausgesprochen wird) nehmen das Plural-s an, wie z. B. messaç/messaçs.


Ausnahmen

Maskuline Substantive auf –l oder –li bilden den Plural, indem diese Endungen durch –i ersetzt werden.

Weibliche Substantive auf –l formen den Plural regulär:

Einige maskuline Substantive auf –t bilden den Plural, indem das finale –t durch –cj ersetzt wird.

Substantive auf –s bleiben durch die Pluralbildung unverändert:


Pleonastische Pronomen

Eine besondere Eigenschaft des Friaulischen sind pleonastische Pronomen, die in der Aussprache nie betont sind. Sie sind obligatorisch und stehen in Aussagesätzen vor dem Verb. In Fragesätzen und Hortativsätzen werden sie an das Verb gehängt.

Deklarativsatz Fragesatz Hortativsatz
ich o -io -io
du tu -tu -tu
er al -ial -ial
sie e -ie -ie
wir o -o -o
ihr o -o -o
sie -a -o -o

Ein Beispiel: jo o lavori bedeutet „Ich arbeite.“; lavorio jo? bedeutet „Arbeite ich?“


Verben

Es gibt vier Konjugationen im Friaulischen, die sich durch die Verbalendungen im Infinitiv unterscheiden: –â, –ê, –i, –î. Werden diese Endungen weggenommen, so erhält man den Stamm, der für die Bildung der restlichen Formen verwendet wird. Darüber hinaus gibt es auch einige irreguläre Verben, von denen die häufigsten wohl jessi (sein), (haben), podê (können) und (gehen) sind.

Verben, Präsens, Deklarative Form
Person fevelâ (sprechen) lâ (gehen) jessi (sein)
Jo o fevel-i o v-oi o soi
Tu tu fevel-is tu v-âs tu sês
Lui al fevel-e al v-a al è
o fevel-ìn o l-in o sin
o fevel-ais o v-ais (l-ais) o sês
Lôr a fevel-in a v-an a son

Adverbien

Indem man an die feminine Form eines Adjektivs die Endung -mentri anhängt, erhält man das entsprechende Adverb, z. B. lente, lentementri (langsam). Eine Ausnahme bilden die Adjektive auf -il, welche die maskuline Form zur Adverbbildung verwenden: facil, facilmentri (einfach). Diese Adverbbildung ist jedoch ein Italianismus. Das Friaulische kennt anstelle dieser Adverbbildung zahlreiche Umschreibungen des Typs a … vie („auf … Art“) z. B. a stupit vie („dummerweise“). Wie in den meisten romanischen Populärsprachen, im Rumänischen und Sardischen wird ansonsten das maskuline Adjektiv auch als Adverb verwendet.


Vokabular


Der Wortschatz des Friaulischen basiert zum Großteil auf dem Lateinischen, wobei sich hier natürlich einige phonologische und morphologische Veränderungen abgespielt haben. Viele Wörter sind daher anderen romanischen Sprachen gemein. Es gibt jedoch auch andere Sprachen, die zum friaulischen Wortschatz beigetragen haben:


Gegenwärtiger Zustand des Friaulischen


Straßenschilder auf Italienisch und Friaulisch
Straßenschilder auf Italienisch und Friaulisch
Zweisprachige Ortstafel in Santa Caterina
Zweisprachige Ortstafel in Santa Caterina
Zuckersäckchen der Fantats furlans, der friaulischen Jugend, laden beim täglichen Barbesuch ein, Friaulisch zu sprechen.
Zuckersäckchen der Fantats furlans, der friaulischen Jugend, laden beim täglichen Barbesuch ein, Friaulisch zu sprechen.
Gedenktafel an den Papstbesuch in Artegna auf Friaulisch
Gedenktafel an den Papstbesuch in Artegna auf Friaulisch

Rechtliche Lage


Das Friaulische ist in Italien durch das Gesetz 482/1999 offiziell als Minderheitensprache anerkannt. So wurde Friaulischunterricht in vielen Grundschulen eingeführt, aber nur als Wahlfach.


Kultur


Die größte Organisation zur Erhaltung des Friaulischen ist die Societât filologjiche furlane, die im Jahre 1919 in Görz gegründet wurde. Es gibt Online-Zeitungen und viele friaulische Musikgruppen, die diese Sprache auch in ihren Texten verwenden. In neuerer Zeit wurden zwei Filme auf Friaulisch (Tierç lion und Lidrîs cuadrade di trê) herausgebracht und stießen dabei in italienischen Zeitungen auf positive Kritik. Es existiert auch eine friaulische Übersetzung der Bibel. Der Dichter und Schriftsteller Ermes Culos hat verschiedene Literaturwerke wie z. B. Dantes Göttliche Komödie[4] und Miguel de Cervantes’ Don Quijote ins Furlanische übersetzt.


Schulwesen


An den Schulen des Friauls ist Furlanisch ein ordentliches Fach im Lehrplan. Die Schüler können allerdings bei der Anmeldung auf den Unterricht verzichten. 61 % der Schüler in der ehemaligen Provinz Udine, 46 % in der ehemaligen Provinz Gorizia und 30 % in der ehemaligen Provinz Pordenone haben sich dabei für den Unterricht entschieden.[5]


Ortsnamen


Jeder Ort Friauls besitzt sowohl einen friaulischen als auch einen italienischen Namen. Da das Italienische jedoch die offizielle Staatssprache ist, sind analog auch die italienischen Ortsbezeichnungen offiziell. Zweisprachige (italienisch und friaulisch) Ortsschilder trifft man in etwa 40 Prozent der Gemeinden der ehemaligen Provinz Udine an. Seit 2004 werden auch einsprachig-italienische Straßenwegweiser sukzessive durch zweisprachige ersetzt. Zwei Beispiele: die friaulische Bezeichnung für Udine lautet Udin, diejenige von Tolmezzo Tumieç.


Standardisierung


Wie anderen Minderheitensprachen stellt sich dem Friaulischen auch die Problematik der Standardisierung, was nicht nur die Schaffung einer Standardsprache, sondern auch ein einheitliches Schriftsystem betrifft. In der Regel wird das Zentralfriaulische als Standard anerkannt, was allerdings immer noch als kontrovers betrachtet wird.


Varietäten des Friaulischen


Gedenktafel auf Zentralfriaulisch in Raspano (Gemeinde Cassacco)
Gedenktafel auf Zentralfriaulisch in Raspano (Gemeinde Cassacco)

Die vier größeren Dialektgruppen des Friaulischen unterscheiden sich in erster Linie anhand der Endvokale von Substantiven oder Adjektiven:

So entsprechen dem zentralfriaulischen cjase in anderen Gegenden die Versionen cjasa oder cjaso. Der wohl bekannteste Vertreter des Friaulischen im 20. Jahrhundert, Pier Paolo Pasolini, verfasste seine Werke auf Westfriaulisch, das er von seiner Mutter erlernt hatte.

Die ersten literarischen Werke aus dem 13. Jahrhundert basieren auf dem Friaulischen, das um Cividale del Friuli gesprochen wurde, das zur damaligen Zeit die wichtigste Stadt Friauls gewesen war; so findet sich hier interessanterweise sehr häufig der Endvokal -o, was heutzutage nur noch auf einige Dörfer in Karnien beschränkt ist. Udine, wo die Endung -a am häufigsten war, löste später Cividale del Friuli als bedeutendste Stadt im Friaul ab. Erst ab dem 16. Jahrhundert findet sich die Endung -e.


Schriftsysteme


Das offizielle Schriftsystem, das von der Provinz Udine in offiziellen Dokumenten verwendet wird, besteht aus dem lateinischen Alphabet und dem c mit Cédille (ç). Der Buchstabe q wird nur für Eigennamen und historische Ortsnamen verwendet und wird in allen anderen Fällen durch c ersetzt. Die Buchstaben k, w, x und y kommen lediglich in Lehnwörtern vor. Sie werden nicht als Teil des Alphabets gesehen:

   Aa Bb Cc Çç Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Zz

Darüber hinaus existieren auch Gravis-, Lenis- und Zirkumflex-Akzent, wobei letzterer einen Langvokal anzeigt, um so Minimalpaare zu unterscheiden, so z. B. lât vs. lat.


Sprachbeispiele



Beispielsätze



Das Vaterunser auf Friaulisch


Pari nestri che tu sês in cîl,
che al sedi santifiât il to nom,
che al vegni il to ream,
che e sedi fate la tô volontât
sicu in cîl cussì ancje in tiere.
Danus vuê il nestri pan cotidian
e pardoninus i nestris debits
sicu ancje nô ur ai pardonìn ai nestris debitôrs
E no stâ menânus in tentazion
ma liberinus dal mâl.
To al è il ream, tô e je la potence, tô e je la glorie tai secui dai secui.
Amen.


Literatur


Die hier erklärte Grammatik basiert auf

Weitere Informationen:

Wissenschaftliche Literatur:

Zur Zweikasusflexion im Altfriaulischen:



Wikipedia auf Furlanisch

Einzelnachweise


  1. Davon 420.000 regelmäßige, 180.000 Gelegenheitssprecher. Condizione Sociolinguistica. AGGIORNAMENTO 2015 (Memento vom 1. Juli 2015 im Internet Archive). In: arlef.it, (zuletzt) abgerufen am 19. Mai 2016 (ital.).
  2. Art. Rätoromanische Literatur. In: Der Literatur-Brockhaus. Band 3: Og–Zz. Mannheim u. a. 1988, ISBN 3-7653-0403-4.
  3. Pier Paolo Pasolini – Vita. Ein Portrait von Massimiliano Valente und Angela Molteni. Übersetzung von Monika Lustig (Memento vom 2. Juli 2015 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 19. Mai 2016.
  4. Diese ist im Project Gutenberg frei verfügbar: La Divina Comèdia: Complete by Dante Alighieri (ins Furlan. übers. von Ermes Culos). In: gutenberg.org, (zuletzt) abgerufen am 19. Mai 2016.
  5. Messaggero Veneto – Giornale del Friuli, Friaulisch wird ordentliches Lehrfach
  6. Danimi. Scritto e interpretato da Sommarti. Versione originale e in grassetto la versione interpretata. In: musichefurlane.com. Archiviert vom Original am 19. August 2007; abgerufen am 6. September 2019 (friaulisch, weitere Beispiele, Musik und Texte).
  7. Der Beitrag berichtet über die romanischen Varietäten, die im Friaul gesprochen werden. Der Artikel gibt Informationen über geographische, demographische und historische Daten. Außerdem widmet er sich der soziolinguistischen Situation der Friulischen und beschreibt das Sprachsystem des Friulischen.

На других языках


- [de] Furlanische Sprache

[en] Friulian language

Friulian (/friˈuːliən/ free-OO-lee-ən) or Friulan (natively furlan or marilenghe; Italian: friulano; Austrian German: Furlanisch; Slovene: furlanščina) is a Romance language belonging to the Rhaeto-Romance family, spoken in the Friuli region of northeastern Italy. Friulian has around 600,000 speakers, the vast majority of whom also speak Italian. It is sometimes called Eastern Ladin since it shares the same roots as Ladin, but over the centuries, it has diverged under the influence of surrounding languages, including German, Italian, Venetian, and Slovene. Documents in Friulian are attested from the 11th century and poetry and literature date as far back as 1300. By the 20th century, there was a revival of interest in the language.

[es] Idioma friulano

El friulano (en friulano  furlan (?·i), o informalmente marilenghe) es una lengua indoeuropea de la familia románica que, junto al romanche y el ladino, forma la rama de los Alpes centrales llamada retorromance.

[fr] Frioulan

Le frioulan (furlan en frioulan et friulano en italien) est la langue la plus répandue du groupe rhéto-roman des langues romanes. Elle est parlée dans la région autonome italienne du Frioul-Vénétie Julienne (régions d'Udine, de Pordenone et de Gorizia) et en Vénétie (Portogruaro, Agordino). Elle y est utilisée dans la signalisation routière bilingue (frioulan/italien). C'est la deuxième langue minoritaire en Italie. Elle est également parlée dans d'autres régions italiennes et dans le monde, par les émigrés des XIXe et XXe siècles et leurs descendants (Slovénie, Croatie, Roumanie, Suisse, France, Luxembourg, Belgique, Allemagne, Royaume-Uni, Australie, Nouvelle-Zélande, Canada, États-Unis, Venezuela, Brésil, Uruguay, Argentine).

[it] Lingua friulana

Il friulano[1] (furlan .mw-parser-output .audiolink a{background:url("//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8a/Loudspeaker.svg/11px-Loudspeaker.svg.png")center left no-repeat!important;padding-left:16px!important;padding-right:0!important}ascolta[?·info], lenghe furlane; marilenghe, "lingua madre") è una lingua romanza del gruppo retoromanzo[2].

[ru] Фриульский язык

Фриу́льский язы́к (также восточный ретороманский, фурланский; самоназвания: furlan (инф.), lenghe furlane) — язык фриулов, один из романских языков. Распространён на территории северо-восточной Италии в историческом регионе Фриули — на большей части современной области Фриули — Венеция-Джулия и в восточных районах области Венето[3][4]. Отчасти фриульский сохраняется в странах Латинской Америки, ранее он был также распространён в ряде регионов Румынии, но к настоящему времени там практически исчез[5]. В Италии официально признан языком этнического меньшинства[it][1].



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