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Klassischjapanisch (japanisch 中古日本語 chūko nihongo), auch Spät-Altjapanisch genannt, war die japanische Sprache und Schrift, die während der Heian-Zeit (794–1185), unter Ausnahme der Insei-Periode, also von Beginn des 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts,[1] gesprochen und geschrieben wurde. Es war der direkte Nachfolger des Altjapanischen und der Vorgänger des Mitteljapanischen des japanischen Mittelalters.

Klassischjapanisch
Zeitraum 9.–11. Jahrhundert (Heian-Zeit ohne Insei-Periode)

Ehemals gesprochen in

Japan
Linguistische
Klassifikation
  • Japonische Sprachen
    Klassischjapanisch
Sprachcodes
ISO 639-3

ojp (zusammen mit Altjapanisch)

Während das Altjapanische die chinesische Schrift verwendete, um Japanisch zu schreiben, entstanden während der klassischjapanischen Zeit zwei neue Schriften: Hiragana und Katakana. Dadurch wurde das Schreiben vereinfacht, die Literatur florierte und brachte Klassiker wie Genji Monogatari, Taketori Monogatari und Ise Monogatari hervor.

Klassischjapanisch war auch Grundlage für den klassizierenden Schriftsprachstil Bungo, der bis zur frühen Shōwa-Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, als Literatursprache verwendet wurde.


Phonetik und Phonologie



Phoneme


Während das Altjapanische 88 Silben unterschied, gab es im Klassischen Japanischen nur noch 66:

a i u e o
ka ki ku ke ko
ga gi gu ge go
sa si su se so
za zi zu ze zo
ta ti tu te to
da di du de do
na ni nu ne no
ha hi hu he ho
ba bi bu be bo
ma mi mu me mo
ya   yu   yo
ra ri ru re ro
wa wi   we  

Entwicklungen


Große phonologische Veränderungen waren charakteristisch für diese Periode.

Die wichtigste war der Verlust der Jōdai Tokushu Kanazukai, die zwischen zwei Arten von -i, -e und -o unterschieden. Während die Anfänge dieses Verlustes bereits am Ende des Altjapanischen gesehen werden können, fand der vollständige Verlust am Anfang des Klassischjapanischen statt. Als letztes ging die Unterscheidung zwischen /ko1/ und /ko2/ verloren.[2]

Während des 10. Jahrhunderts verschmolzen /e/ und /ye/ zu /e/ und während des 11. Jahrhunderts /o/ und /wo/ zu /o/.[3][4][5]

Ein erhöhter Einfluss von chinesischen Lehnwörtern führte zu einer Anzahl von phonologischen Veränderungen:


Vokale


/a/
[a]
/i/
[i]
/u/
[u]
/e/
[je][3][4][5]
/o/
[wo]

Konsonanten


/k, g/
[k, g]
/s, z/
Theorien für /s, z/ schließen [s, z], [ts, dz] und [ʃ, ʒ] ein. Die Aussprache könnte, wie im modernen Japanisch, vom folgenden Vokal abhängen.
/t, d/
[t, d]
/n/
[n]
/h/
/h/ wurde phonetisch als [ɸ] realisiert, im Altjapanischen vermutlich noch [p]. Eine Ausnahme bestand im 11. Jahrhundert, wo es zwischen zwei Vokalen als [w] realisiert wurde.
/m/
[m]
/y/
[j]
/r/
[r]
/w/
[w]

Grammatik



Verben


Klassischjapanisch erbte alle 8 Verbkonjugationen des Altjapanischen und fügte eine neue hinzu: die untere einstufige (下一段, shimo ichidan).


Konjugation

Verbklasse Mizenkei
未然形
Irrealisform
Renyōkei
連用形
Konjunktionalform
Shūshikei
終止形
Schlussform
Rentaikei
連体形
Attributivform
Izenkei
已然形
Realisform
Meireikei
命令形
Imperativform
vierstufige -a -i -u -u -e -e
obere einstufige - - -ru -ru -re -(yo)
obere zweistufige -i -i -u -uru -ure -i(yo)
untere einstufige -e -e -eru -eru -ere -e(yo)
untere zweistufige -e -e -u -uru -ure -e(yo)
K-unregelmäßige -o -i -u -uru -ure -o
S-unregelmäßige -e -i -u -uru -ure -e(yo)
N-unregelmäßige -a -i -u -uru -ure -e
R-unregelmäßige -a -i -i -u -e -e

Thematische und athematische Stämme

Verben deren Stamm mit einem Konsonant endet, werden als athematisch bezeichnet. Diese folgen einer vierstufigen, oberen zweistufigen, unteren einstufigen, unteren zweistufigen, S-, R-, K- oder N-unregelmäßigen Konjugation.

Verben deren Stamm mit einem Vokal endet, werden als thematisch bezeichnet. Diese folgen einer oberen einstufigen Konjugation.


Unregelmäßige Verben

Es gibt einige Verben mit unregelmäßigen Konjugationen:

Die Konjugationsklassen werden nach dem letzten Stammkonsonanten benannt.


Adjektive


Es gab 2 Arten von Adjektiven: reguläre Adjektive und adjektivische Nomen.

Die regulären Adjektive werden nochmals in 2 Typen eingeteilt: jene bei denen die Renyōkei auf -ku und jene bei denen sie auf -siku endet. Damit gibt es zwei Flexionstypen:

Adjektivklasse Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei
-ku   -ku -si -ki -kere  
-kara -kari -si -karu   -kare
-siku   -siku -si -siki -sikere  
-sikara -sikari -si -sikaru   -sikare

Die -kar- und -sikar-Formen sind vom Verb ar- („sein“) abgeleitet. Die Renyōkei-Flexion (-ku oder -siku) bekommt ar- als Suffix. Die Flexion folgt der R-unregelmäßigen Konjugation von diesem. Da wie das Altjapanische Vokalgruppen vermieden werden geht das resultierende -ua- zu -a- über.

Die adjektivischen Nomen bekamen zur ursprünglichen nar-Konjugation eine neue mit tar-:

Typ Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei
nar- -nara -nari
-ni
-nari -naru -nare -nare
tar- -tara -tari
-to
-tari -taru -tare -tare

Die nar- und tar-Formen teilen sich eine gemeinsame Etymologie. Die nar-Form ist eine Zusammenziehung der Fallpartikel ni und des R-unregelmäßigen Verbes ar- („sein“): ni + ar-nar-.

Die tar-Form ist eine Zusammenziehung der Fallpartikel to und des R-unregelmäßigen Verbes ar-: to + ar-tar-.


Schriftsystem


Klassischjapanisch wurde in drei verschiedenen Arten geschrieben. Die erste wurde im Man’yōgana aufgezeichnet, in der chinesische Schriftzeichen als phonetische Transkription wie im frühen Altjapanisch benutzt wurden.

Diese Verwendungen führte später zu den Silbenschriften Hiragana und Katakana, die aus Vereinfachungen von chinesischen Schriftzeichen stammten.


Quellen



Einzelnachweise


  1. Roland Schneider: Kapitel VII. Sprachgeschichte. In: Bruno Lewin (Hrsg.): Sprache und Schrift Japans. E. J. Brill, Leiden 1989, ISBN 90-04-08775-3, S. 119–120.
  2. Yoshida (2001): S. 64.
  3. Kondō: Nihongo no Rekishi. S. 67–71.
  4. Yamaguchi: Nihongo no Rekishi. S. 43–45.
  5. Frellesvig (1995): S. 73.
  6. Nakata (1972): S. 26–29.

На других языках


- [de] Klassischjapanische Sprache

[en] Early Middle Japanese

The Early Middle Japanese (中古日本語, Chūko-Nihongo)[1] is a stage of the Japanese language between 794 and 1185, which is known as the Heian Period(平安時代). The successor to Old Japanese(上代日本語), it is also known as Late Old Japanese. However, the term "Early Middle Japanese" is preferred, as it is closer to Late Middle Japanese (中世日本語, after A.D. 1185) than to Old Japanese (before A.D. 794).

[fr] Ancien japonais

Le vieux japonais (ou ancien japonais) au sens large est le japonais tel qu'il était parlé entre le IVe siècle et le XIIe siècle (fin de l'époque Heian en 1185). Il se divise en deux périodes : le haut japonais (上代日本語, jōdai nihongo?, 上 signifiant l'idée d'antériorité) et le moyen japonais (中古日本語, chūko nihongo?, 中 se rapportant à l'idée d'époque médiane).

[it] Lingua giapponese tardoantica

La Lingua giapponese tardoantica è il giapponese parlato fra il 794 ed il 1185 (fino al termine del periodo Heian). È il successore del giapponese antico.



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