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Hans Georg Conow[1] von der Gabelentz (* 16. März 1840 in Poschwitz; † 10. Dezember 1893 in Charlottenburg[1]) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Sinologe. Er gilt als Vorreiter der modernen synchronen Sprachwissenschaft.

Georg von der Gabelentz
Georg von der Gabelentz

Biografie


Georg von der Gabelentz stammte aus der sächsischen Adelsfamilie Gabelentz mit Sitz auf Schloss Poschwitz. Er war der Sohn von Hans Conon von der Gabelentz (1807–1874), der 24 Sprachen gesprochen haben soll, einer der Gründer der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft war und mehrere politische Ämter bekleidete.

Gabelentz lernte am Friedrichgymnasium (Altenburg) Niederländisch, Italienisch und Chinesisch. Ab 1860 studierte er an der Universität Jena Rechtswissenschaft und Kameralistik. Noch im selben Jahr wurde er im Corps Franconia Jena recipiert.[2] Nach den Examen trat er 1864 in Dresden als Verwaltungsjurist in den sächsischen Staatsdienst. Gleichzeitig setzte er seine Studien des Chinesischen, Japanischen und Mandschurischen in Leipzig fort. 1872 heiratete er Alexandra von Rothkirch. 1876 machte er sein Doktorat mit einer Übersetzung eines philosophischen Textes aus dem Chinesischen. Am 1. Juli 1878 wurde auf seine Anregung eine außerordentliche Professur für ostasiatische Sprachen in Leipzig eingerichtet, und er bekleidete diese Stelle. Es war der erste akademische Posten im deutschen Sprachraum, der spezifisch dem Chinesischen und Japanischen gewidmet war.

Gabelentz befasste sich außerdem mit dem Mandschurischen, Mongolischen, Tibetischen und Malaiischen, doch als sein Hauptwerk gilt seine Grammatik des klassischen Chinesisch, die 1881 erschien. Friedrich Hirth schrieb über dieses Werk:

Of all the Chinese grammars so far published this is the most perfect, in as much as it unites with the fulness of Prémare’s work the scholarly clearness of Schott’s “Chinesische Sprachlehre”.[3] Die Grammatik wurde 1953 unverändert neu aufgelegt und erlebte seitdem mehrere Auflagen.

Gabelentz gab 1884–1889 mit Friedrich Techmer (1843–1891) die Internationale Zeitschrift für Allgemeine Sprachwissenschaft heraus.

Unter seinen Schülern in Leipzig waren die deutschen Sinologen Wilhelm Grube (1855–1908) und J. J. M de Groot (1854–1921), der österreichische Sinologe Arthur von Rosthorn (1862–1945), der Japanologe Karl Florenz (1865–1939), der Archäologe Max Uhle (1856–1944), der Tibetologe Heinrich Wenzel und der Kunstwissenschaftler Friedrich Wilhelm Karl Müller (1863–1930).

1889 wurde die Ehe von Georg von der Gabelentz geschieden. Er wurde als ordentlicher Professor für ostasiatische Sprachen und allgemeine Sprachwissenschaft an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin berufen und am 27. Juni 1889 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1891 heiratete er Gertrud verw. von Adelebsen, geborene Freiin von Oldershausen[1]. Im selben Jahr erscheint ein weiteres wichtiges Werk, Die Sprachwissenschaft, in dem er die Theorie des Zyklischen Sprachwandels sowie die Ziele und Aufgaben der Sprachwissenschaft darstellt. Manchmal wird auch behauptet, so etwa von Eugenio Coseriu, Gabelentz habe Ferdinand de Saussures Unterscheidung von langage, langue und parole und weitere bei Saussure vorkommende Begriffe vorweggenommen.[4] Mit einem Buch über die genetische Klassifikation der austronesischen Sprachen führt er das Werk seines Vaters fort. Postum erschien eine sehr modern anmutende Skizze eines Forschungsprogramms der Sprachtypologie (Gabelentz 1894), die spätere Entwicklungen der Quantitativen Linguistik vorwegnahm.


Mitgliedschaft



Werke


Anfang der Radikalliste aus der Chinesischen Grammatik
Anfang der Radikalliste aus der Chinesischen Grammatik

Literatur




Commons: Georg von der Gabelentz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. StA Charlottenburg, Sterbeurkunde Nr. 2062/1893
  2. Kösener Corpslisten 1930, 74/288
  3. Journal of the North-China Branch of the Royal Asiatic Society, New Series, Bd. XVII, Teil I, S. 237.
  4. Eugenio Coseriu: Georg von der Gabelentz et la linguistique synchronique. In: Word 23 (1967), S. 74–100; siehe die Kritik an Coserius Ausführungen bei E. F. K. Koerner: Animadversions on some recent claims regarding the relationship between Georg von der Gabelentz and Ferdinand de Saussure. In: Studi Saussuriani per Robert Godel, ed. René Amacker et al., II Mulino, Bologna, 1974, S. 165–180.
Personendaten
NAME Gabelentz, Georg von der
ALTERNATIVNAMEN Gabelentz, Hans Georg Conon von der; Gabelentz, Georg; Gabelentz, Hans Georg von der; Gabelentz, Hans von der; Gabelentz, Georg H. von der; Gabelentz, Hans Georg Conow von der (laut Sterbeurkunde)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Sinologe
GEBURTSDATUM 16. März 1840
GEBURTSORT Poschwitz bei Altenburg
STERBEDATUM 10. Dezember 1893
STERBEORT Berlin-Charlottenburg

На других языках


- [de] Georg von der Gabelentz

[ru] Габеленц, Ханс Георг фон дер

Ханс Георг Конон фон дер Га́беленц[2] (нем. Hans Georg Conon von der Gabelentz; 16 марта 1840[1], Пошвиц[d] — 11 декабря 1893[1], Берлин) — филолог-востоковед, лингвист (синтаксист и типолог), один из выдающихся лингвистов XIX века. С 1878 г. профессор восточных азиатских языков в Лейпцигском университете. Почётный член Венгерской академии наук (1893).



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