Karl Krolow (* 11. März 1915 in Hannover; † 21. Juni 1999 in Darmstadt; Pseudonym: Karol Kröpcke) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Karl Krolow, der aus einer Beamtenfamilie stammte, wuchs in Hannover auf, wo er das Realgymnasium besuchte. Von 1935 bis 1942 studierte er Germanistik, Romanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an den
Universitäten in Göttingen und Breslau. Krolow, der bereits seit 1934 der Hitlerjugend angehört hatte, trat 1937 der NSDAP bei.[1] Ab 1940 begann Krolow, Gedichte in Publikationen wie der Krakauer Zeitung, dem NS-Propagandablatt des Generalgouvernements, zu veröffentlichen. Ab 1942 ließ sich der Autor als freier Schriftsteller in Göttingen nieder. 1943/44 publizierte er auch in der nationalsozialistischen Wochenzeitung Das Reich.[1]
1952 zog Krolow nach Hannover, 1956 nach Darmstadt, wo er bis zu seinem Tode lebte. Bereits seit den Fünfzigerjahren galt Krolow als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Nachkriegsliteratur. Er ist daneben auch als Übersetzer aus dem Französischen und Spanischen und Verfasser von Prosawerken hervorgetreten. Karl Krolow war seit 1951 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, seit 1953 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt (zeitweise als Präsident), seit 1960 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und seit 1962 der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Für sein umfangreiches und vielseitiges Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1956 den Georg-Büchner-Preis, 1965 den Großen Niedersächsischen Kunstpreis, 1975 die Goethe-Plakette des Landes Hessen, das Große Bundesverdienstkreuz, den Literaturpreis Stadtschreiber von Bergen und den Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik, 1976 den Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt, 1983 den Hessischen Kulturpreis, 1985 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 1988 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.
Karl Krolow liegt im Familiengrab der Eltern und Großeltern auf dem Stadtfriedhof Engesohde (Abteilung 13) seiner Heimatstadt Hannover begraben. In seinem Prosaband „Nacht-Leben oder Geschonte Kindheit“ (1985), der autobiographische Aufzeichnungen über seine Kindheit und Jugend 1915–1935 in Hannover enthält, rekapituliert er im Alter nochmals seine Zeit in der hannoverschen Südstadt, wo er in dem Haus Bandelstraße/Ecke Sallstraße aufwuchs.
Trivia
Die unter dem Pseudonym Karol Kröpcke erschienenen Bürgerlichen Gedichte wurden Ende 1970 von der Hamburger Staatsanwaltschaft überprüft, ob sie gegen den Unzüchtigkeitsparagraphen §184 des StGB verstoßen.
Grabmal
Das Grabmal von Karl Krolow findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Abteilung 13, Grabnummer 125b-125.[2]
Werke
Hochgelobtes gutes Leben, Hamburg 1943 (zusammen mit Hermann Gaupp)
Das Gedicht in unserer Zeit, Hannover 1946
Gedichte, Konstanz 1948
Heimsuchung, Berlin 1948
Auf Erden, Hamburg 1949
Die Zeichen der Welt, Stuttgart 1952
Von nahen und fernen Dingen, Stuttgart 1953
Wind und Zeit, Stuttgart 1954
Tage und Nächte, Düsseldorf [u.a.] 1956
Fremde Körper, Berlin [u.a.] 1959
Schatten eines Mannes, Wamel am Möhnesee 1959 (zusammen mit Rudolf Schoofs)
Tessin, München [u.a.] 1959 (zusammen mit Fritz Eschen)
Aspekte zeitgenössischer deutscher Lyrik, Gütersloh 1961
Ausgewählte Gedichte, Frankfurt am Main 1962
Die Rolle des Autors im experimentellen Gedicht, Wiesbaden 1962
Unsichtbare Hände, Frankfurt am Main 1962
Corrida de toros, Darmstadt 1964 (zusammen mit Helmut Lander)
Darmstadt – Abglanz einer Residenz, Darmstadt 1964 (zusammen mit Annelise Reichmann)
Reise durch die Nacht, Darmstadt 1964
Schattengefecht, Frankfurt am Main 1964
Gedicht für Darmstadt, Darmstadt 1965
Gesammelte Gedichte, Frankfurt am Main
1 (1965)
2 (1975)
3 (1985)
4 (1997)
Laudatio auf Fritz Usinger, Passau 1965
Landschaften für mich, Frankfurt am Main 1966
Poetisches Tagebuch, Frankfurt am Main 1966
Das Problem des langen und kurzen Gedichts heute, Mainz 1966
Unter uns Lesern, Darmstadt 1967
Alltägliche Gedichte, Frankfurt am Main 1968
Minuten-Aufzeichnungen, Frankfurt am Main 1968
Flug über Heide, Moor und grüne Berge, Braunschweig 1969
Bürgerliche Gedichte, Hamburg 1970 (unter dem Namen Karol Kröpcke)
Nichts weiter als Leben, Frankfurt am Main 1970
Die Träume der Ilse Aichinger, Dortmund 1971
Deutschland deine Niedersachsen, Hamburg 1972
Zeitvergehen, Frankfurt am Main 1972
Zu des Rheins gestreckten Hügeln, Troisdorf 1972
Ein Gedicht entsteht, Frankfurt am Main 1973
Ein Lesebuch, Frankfurt am Main 1975
Bremen color, Bremen 1976 (zusammen mit Jochen Mönch)
Der Einfachheit halber, Frankfurt am Main 1977
Von literarischer Unschuld, Darmstadt 1977
Düsseldorf, Köln 1978
Das andere Leben, Frankfurt am Main 1979
Gedichte, Frankfurt am Main 1980
Prolog für Darmstadt 1980, Darmstadt 1980
Sterblich. Mit Holzschnitten von Alfred Pohl Pfaffenweiler, 1980
Fausto Cercignani: Dunkel, Grün und Paradies. Karl Krolows lyrische Anfänge in «Hochgelobtes gutes Leben». In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 36/1, 1986, S. 59–78.
Fausto Cercignani: Zwischen irdischem Nichts und machtlosem Himmel. Karl Krolows «Gedichte» 1948: Enttäuschung und Verwirrung. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 27, 1986, S. 197–217.
Horst S. Daemmrich: Messer und Himmelsleiter. Eine Einführung in das Werk Karl Krolows. Verlag Groos, Heidelberg 1980, ISBN 3-87276-242-7.
Neil H. Donahue: Karl Krolow and the poetics of amnesia in postwar Germany. Rochester, NY [u.a.] 2002
Walter H. Fritz (Hrsg.): Über Karl Krolow. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1972.
Gerlinde Hahn: Karl Krolow, geboren am 11. März 1915 in Hannover, zum 70. Geburtstag. Ein Auswahlverzeichnis. Stadtbibliothek, Hannover 1985.
Bruno Hillebrand: Vernunft ist etwas Sicheres. Karl Krolow, Poesie und Person. Steiner-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-515-04572-4.
Hanna Klessinger: Bekenntnis zur Lyrik: Hans Egon Holthusen, Karl Krolow, Heinz Piontek und die Literaturpolitik der Zeitschrift Merkur in den Jahren 1947 bis 1956. Wallstein-Verlag, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0874-9
Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Karl Krolow (Text + Kritik; 77). Verlag Text + Kritik, München 1983, ISBN 3-88377-134-1.
Gerhard Kolter: Die Rezeption westdeutscher Nachkriegslyrik am Beispiel Karl Krolows. Zu Theorie und Praxis literarischer Kommunikation. Bouvier, Bonn 1977, ISBN 3-416-01365-4.
Fatima Massoud: Epochengeschichtliche Aspekte in der Lyrik Karl Krolows. Lang, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-8204-6215-5.
Rolf Paulus: Karl-Krolow-Bibliographie. Athenäum Verlag, Frankfurt/M. 1972, ISBN 3-7610-7138-8.
Rolf Paulus: Lyrik und Poetik Karl Krolows 1940–1970. Bouvier, Bonn 1980, ISBN 3-416-01543-6.
Rolf Paulus: Der Lyriker Karl Krolow. Biographie und Weiterentwicklung, Gedichtinterpretation, Bibliographie. Bouvier, Bonn 1983, ISBN 3-416-01748-X (zusammen mit Gerhard Kolter)
Jong Ho Pee: Karl Krolow und die lyrische Tradition. Ironie und Selbstreflexion. Müller Botermann, Köln 1991, ISBN 3-88105-113-9.
Vera B. Profit: Ein Porträt meiner Selbst. Karl Krolows autobiographical poems (1945–1958) and their French sources. Lang, New York 1991, ISBN 0-8204-0851-4.
Annamaria Rucktäschel: Zur Sprachstruktur moderner Lyrik. Ein Versuch über Karl Krolow. Dissertation, Universität München 1968.
Artur Rümmler: Die Entwicklung der Metaphorik in der Lyrik Karl Krolows (1942–1962). Die Beziehung zu deutschen, französischen und spanischen Lyrikern. Lang, Frankfurt/M. 1972, ISBN 3-261-00752-4.
Katja Stahl: Hier war die Luft einmal lateinisch. Der Dichter Karl Krolow in Darmstadt. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2327-3.
Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 340.
Karin van Schwartzenberg (Verantw.): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012
Die obigen fünf Gedichte sind aus: Hans Bender (Hrsg.), Widerspiel. Deutsche Lyrik seit 1945, Carl Hanser Verlag, München 1962
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